Industrie 4.0: Von bösen Monstern mit langen Armen (Teil 1)

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Um es vorweg zu nehmen: In keinem der nun folgenden Artikel kommt ein Monster vor, weder eines mit langen noch eines mit kurzen Armen. Sinnbildlich macht dieser Vergleich aber trotzdem Sinn, denn es gibt die weit verbreitete Meinung, Industrie 4.0 würde eine imaginäre Hand nach uns ausstrecken und uns alles nehmen, was uns lieb und teuer ist. Doch diese Annahme ist so nicht haltbar, nicht einmal ansatzweise. Daher gilt es, sich dem Thema möglichst breit aufgestellt zu nähern, denn keine Entwicklung der Menschheitsgeschichte hatte nur positive Seiten.

Industrie 4.0. Das klingt ein bisschen nach „Terminator 4“ oder „Stirb langsam 4.0“. Und schon erklärt sich, woher die negativen Assoziationen kommen. Dabei handelt es sich – deutlich profaner – um einen Marketingbegriff, der sowohl von der Bundesregierung als auch in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird. Industrie 4.0 meint nichts anderes als – zumindest im hier verwendeten Zusammenhang – eine verstärkte Automatisierung von Arbeitsprozessen. Darunter fallen aber auch die „smarte Welt“ der Tablets, Smartphones und sich selbst steuernden Häuser, das Internet der Dinge („Internet of Things“) und Künstliche Intelligenz („KI“). Industrie 4.0 bedeutet noch viel mehr, zum Beispiel Individualisierung, Hybridisierung, automatisierte Produktionsprozesse, cyber-physische Systeme („CPS“) oder die Entwicklung von 3D-Druckern. Schon daran wird klar, dass wir es mit einem komplexen Thema zu tun haben, das sich nicht mit einer simplen Herangehensweise erklären lässt.  „Was bedeutet Industrie 4.0 eigentlich für mich persönlich?“ Gerade wenn es um Automatisierung geht – und diese ist ja Bestandteil von Industrie 4.0 -, werden die Menschen unruhig. Insbesondere in Handwerksberufen (aber wahrlich nicht nur dort!) schleicht sich die Befürchtung ein, dass der eigene Arbeitsplatz gefährdet ist, dass Roboter unsere Jobs übernehmen, billig sind, ohne Urlaubsanspruch und ohne jemals krank zu werden 24 Stunden am Tag arbeiten können. Pause? Höchstens wegen einer kurzen Wartung, vielleicht auch Reparatur. Aber sonst jagen uns die Roboter eine Heidenangst ein. Wenn sie alle Aufgaben übernehmen, für die wir jetzt noch gebraucht werden, was wird dann aus uns, unseren Arbeitsplätzen, unserem Leben an sich?

Die Fragen sind berechtigt, es wäre vermessen und in erster Linie unangemessen, die Sorgen, die Industrie 4.0 mitbringt, nicht ernst zu nehmen oder gar zu belächeln. Andererseits ist es nicht weniger zielführend, die Entwicklungen der heutigen Zeit stoppen zu wollen. Es wird nicht funktionieren, wir sind mitten drin in der Industrie 4.0, und jeder Versuch, die Welt in diesem Bereich anhalten zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Definitiv. Vom besten Freund zum Schreckensgespenst: der Computer.

Die ersten Computer in den 1950er und 1960er Jahren füllten ganze Räume, als später Computer mit der Größe von Schränken gebaut wurden, erschien das schon wie eine Revolution. An die mochte allerdings Thomas J. Watson nicht glauben. Watson war Chef bei IBM und soll gesagt haben, dass er sich einen Weltmarkt für Computer durchaus vorstellen könne. Ihm schwebten jedoch ganze fünf Computer auf der Welt vor. Das war – wenn es denn stimmt, dass Watson so etwas sagte – im Jahr 1943. Man mag ihm rückblickend seine Naivität verzeihen. Heute ist der Computer zumindest im privaten Bereich schon fast ein Relikt aus der Vorzeit. Stattdessen sind Tablets und Smartphones auf dem Vormarsch. Aber der Computer spielt trotzdem eine wichtige Rolle, auch wenn es um die Ängste der Menschen geht. Denn waren die Personal Computer (heute einfach als „PC“ bezeichnet) früher Maschinen, die auf uns, auf die Menschen angewiesen waren, haben sie sich weiterentwickelt. Genauer: sie wurden weiterentwickelt. Vom Menschen. Inzwischen ist es einfacher und schneller, wenn Computer selbst lernen, als sich vom Menschen anleiten zu lassen, Stichwort: künstliche Intelligenz. Niemand käme auf die Idee, PCs ihre Existenzberechtigung abzusprechen, sie gehören zum Alltag einfach dazu. Aber wenn unsere Rechner zu Hause oder im Betrieb plötzlich selbstständig besser funktionieren als durch Menschenhand, dann weckt das Unmut und Unsicherheit.

Doch wie geht man damit um? Und welche großartigen Chancen bieten sich dem Kapitalanleger daraus? Diese Fragen werden wir in den nächsten Artikeln nachgehen.

Thomas Lau ist Versicherungs- und Finanzexperte mit dem Schwerpunkt strategische Vermögensplanung und Altersvorsorgeberatung. Als Berater in privaten und betrieblichen Vermögensfragen betreut er seit mehr als 30 Jahren zahlreiche Unternehmer und Privatpersonen.Tel. 0241-9900170 | E-Mail: welt@aixpertio.de | Über den Autor »
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